Schluckdiagnostik bei Multipler Sklerose

Das Schlucken geschieht in einem komplexen Zusammenspiel aus einer Vielzahl von Muskeln, Nerven und mehreren Hirnregionen. Im Rahmen einer Multiplen Sklerose kann die Schluckfunktion jedoch stark beeinträchtigt sein. So kann es etwa passieren, dass Nahrung in die Nase zurückfließt, beim Essen und Trinken Hustenanfälle ausgelöst werden oder sich nach dem Schlucken ein Fremdkörpergefühl einstellt.

Um eine passgenaue Schlucktherapie anbieten zu können, muss zu Beginn eine sorgfältige Schluckdiagnostik bei Multipler Sklerose stattfinden. Diese gliedert sich in folgende Bereiche: 

Klinische Schluckdiagnostik bei MS

Bei dieser Untersuchung werden grundlegende Funktionen wie Sensibilität und Muskulatur überprüft. So wird abgeklärt, ob die im Mundbereich wahrgenommenen Reize über die sensiblen Fasern der beteiligten Hirnnerven an die Schluckzentren im Hirnstamm übermitteln werden. Eine funktionierende Sensibilität ist wichtig, da nur so der Schluckreflex ausgelöst werden kann. Auch die motorischen Funktionen sind entscheidend: Ist die Zunge in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt, wirkt sich das auch auf das Schlucken aus. Das gleiche gilt für bewusst gesteuerte Schutzmechanismen wie Husten oder Räuspern, die nötig sind, um die Atemwege zu befreien, falls fälschlicherweise Nahrungsteile eingeatmet wurden. Bei einer klinischen Untersuchung wird u. a. der Wasserschlucktest nach Daniels angewendet, um die Schluckfunktionen in der Praxis zu beobachten.

Fiberoptisch-endoskopische Evaluation des Schluckaktes (FEES) 

Bei einem Verdacht auf eine Schluckstörung greifen wir zusätzlich auf eine apparative Diagnostik, die FEES, zurück. Unter ggf. lokaler Betäubung wird ein flexibles Endoskop mit Lichtquelle und Kamera über die Nase eingeführt. So können Kehlkopf und Rachen sowohl in Ruhe als auch während des Schluckens beobachtet werden. Mithilfe der FEES können wir erkennen, wie gut die beteiligten Muskelgruppen zusammenarbeiten und ob beim Schlucken Nahrung oder Speichel in die Luftröhre gelangen. Auf Basis dieser Ergebnisse planen und überprüfen wir eine Schlucktherapie.